Seit kurzer Zeit tauchen an verschiedenen Stellen im Landkreis Bayreuth immer wieder die Begriffe „Feuerwehr“ und „Sport“ auf, und zwar regelmäßig in Verbindung mit der Feuerwehrfrau Lena Schuster aus Eckersdorf. Zuletzt brachte sie die Teilnehmer des Jugendwartseminars mit einem neuen Sport-Konzept ins Schwitzen. Wir haben Lena einmal auf ihrer abendlichen Laufstrecke begleitet und in Erfahrung gebracht, was es damit eigentlich auf sich hat.
Lena, Du hast vor kurzem erfolgreich den Lehrgang zur sogenannten Feuerwehr-Sport-Assistentin absolviert. Hierzu gratulieren wir Dir herzlich! Was können wir uns darunter genau vorstellen?
Ganz vereinfacht ausgedrückt kann man es sich vorstellen wie eine Art Sportlehrerin für die Feuerwehr. Wir Feuerwehr-Sport-Assistenten haben gelernt, welchen positiven Einfluss eine regelmäßige und abwechslungsreiche Bewegung auf den Körper, den Alltag und die Leistungsfähigkeit hat. Im Rahmen des mehrtägigen Lehrgangs wurde uns gezeigt, welche Möglichkeiten es gibt, ein interessantes und abwechslungsreiches Sportangebot für unsere Kameraden zu erstellen, um somit ihre Ausdauer, Kraft und Koordination für die kommenden Einsätze zu verbessern. Es handelt sich um ein Multiplikatorensystem, das dazu dient, unsere Kameraden zur Verbesserung ihrer Fitness zu motivieren und dabei anzuleiten. Außerdem sind wir berechtigt, das Deutsche Feuerwehr-Fitness-Abzeichen abzunehmen. Der Lehrgang selbst setzt sich aus theoretischen und praktischen Lerneinheiten zusammen, wie z.B. Erkennen von Gefahren beim Sport, insbesondere wie man Überlastungsschäden und Unfälle vermeidet, Rückengesundheit und -gymnastik, Training der Koordination, des Gleichgewichts, der Orientierung und der Reaktion sowie verschiedene Möglichkeiten des Aufwärmens und des Trainings der Kraftausdauer.
Welchen Personenkreis möchtest Du damit konkret ansprechen?
Nach den einschlägigen Vorschriften dürfen für den Feuerwehrdienst nur körperlich geeignete Feuerwehrangehörige eingesetzt werden. Deswegen richte ich mich an alle Feuerwehrangehörigen, die aktiv Feuerwehrdienst leisten. Es ist egal, ob Führungskraft oder Mannschaft, alt oder jung, männlich oder weiblich, Atemschutzgeräteträger oder nicht. Die physischen Belastungen im Einsatzfall sind deutlich leichter zu bewältigen, wenn wir körperlich fit sind, schließlich ist ja oft echte Schwerstarbeit gefordert. Im Ernstfall bleiben so „Reserven“, um sich selbst oder andere in Sicherheit zu bringen und wir können leichter mit schwierigen Situationen umgehen.
Also Beruf, Familie, Ehrenamt, jetzt auch noch Sport?
Gegenfrage: Wer möchte ernsthaft riskieren, dass einem im echten Einsatz, möglicherweise sogar im entscheidenen Moment, plötzlich die Puste ausgeht? Wir alle sitzen viel zuviel und bewegen uns zu wenig, mit der Folge, dass sich gesundheitliche Probleme häufen. Natürlich, oft glauben wir, uns fehle die Zeit, um nach einem stressigen Arbeitstag noch Sport zu treiben. Aber gleichzeitig ist jedem von uns bewusst, dass ein gesunder Lebensstil mit einem vernünftigen Maß an regelmäßiger Bewegung unserem Körper und Wohlbefinden gut tun. Man vergisst nämlich leicht, dass etwas Sport, gerade in einer kameradschaftlichen Gemeinschaft, ein sehr guter Ausgleich sein kann, um die Seele etwas baumeln zu lassen und den Kopf frei zu bekommen. Um genau diesen positiven Einfluss auf den Körper geht es, denn wenn wir merken, dass es uns gut tut und wir uns auf einmal besser fühlen, dann nehmen wir uns die Zeit dafür gerne. Letztlich ist es wie mit allen Dingen im Leben: entscheidend ist die richtige Dosis. Und was kann es besseres geben, als einen zusätzlichen Pluspunkt zu erzielen im Blick auf Kameradschaft und Zusammenhalt, wenn wir miteinander trainieren? Also runter vom Sofa, raus aus dem Quark, und werdet aktiv – es lohnt sich!
Und wie kann das alles in die Praxis umgesetzt werden?
Aktuell gibt es ein Pilotprojekt unter dem Namen „Feuerwehr-Einsatztraining“ mit den Feuerwehren Eckersdorf und Glashütten, die sich Mitte November das erste Mal treffen wollen, um miteinander unter meiner Leitung zu trainieren. Dabei wollen wir an einem Übungsplan feilen, den wir auch anderen Feuerwehren zur Verfügung stellen können. Langfristig beabsichtigen wir außerdem, das Deutsche Feuerwehr-Fitness-Abzeichen abzulegen.
Was hat es denn mit dem Deutschen Feuerwehr-Fitness-Abzeichen auf sich?
Im Gegensatz zu anderen Sportabzeichen bietet das Deutsche Feuerwehr-Fitness-Abzeichen für jeden Feuerwehrangehörigen die Möglichkeit, die körperliche Fitness in Bezug auf den Feuerwehreinsatz zu überprüfen. Das Abzeichen soll die Kameraden motivieren, zielgerichtet zu trainieren, um ihre körperliche Leistungsfähigkeit in den Bereichen Ausdauer, Kraft und Koordination zu verbessern. Abgelegt werden kann es von allen Feuerwehrangehörigen, also auch von unseren Jugendlichen.
Zum Erwerb des Abzeichens müssen die Kameraden in drei Bereichen eine vorgegebene Disziplin auswählen und altersabhängige Leistungswerte erzielen.
Ausdauer
-Laufen
-Schwimmen
-Radfahren
Kraft
-Klimmziehen
-Bankdrücken
-Leitersteigen
Koordination
-Parcours
-Kasten-Bumerang-Test
-Kombi-Schwimmen
Je nach Ergebnis wird das Abzeichen in den Stufen Bronze, Silber oder Gold verliehen.
Vielen Dank für das Gespräch! Wir bleiben in Sachen Sport sozusagen weiter am Ball und werden dieses Pilotprojekt mit Bericht und Fotos begleiten.
Das Interview führte Sven Kaniewski, Fachbereich Öffentlichkeitsarbeit
Fotos: Kaniewski